Familie mit kleinem Junge am Bett mit viel Spaß

Möchtest Du…? Welche Fragen Sinn machen?

Mutter und Sohn auf Bett

Können Kleinkinder wirklich schon Entscheidungen treffen bzw. welche Fragen machen in welchem Alter Sinn?

Bei meiner Arbeit als Familienfotografin habe ich in den letzten Jahren ein spannendes Phänomen beobachten können. Kindern – und wirklich schon ganz kleinen Kindern, die gerade mal sitzen können, werden laufend Fragen gestellt. Das beginnt wirklich bereits ab dem Moment, in dem sie mit dem Kopf schütteln können oder „Ja/Nein“ sagen können.

Diese Fragen sehen dann in etwa so aus:

„Möchtest Du das Kleid anziehen?“

„Möchtest Du Dich da hinsetzen?“

„Möchtest Du das Kuscheltier in den Arm nehmen?“

„Möchtest Du der Mami ein Bussi geben?“

Letztens habe ich beim Einkaufen beobachtet, wie eine Mutter ihre 1-2 Jährige gefragt hat, ob sie die Geldbörse zurückgeben WILL. Sie durfte während des Warten´s an der Kasse damit spielen und wurde danach gefragt, ob sie sie wieder zurückgeben WILL.

In fast allen Fragen, die ich hier aufgelistet habe, lautet die Antwort der Kinder: „NEIN.“

Was ich auch total verständlich finde.

Kleinkinder hassen es umgezogen zu werden, sie wollen sich frei bewegen können und auf gar keinen Fall wollen sie etwas hergeben, mit dem sie gerade Spaß haben.

Warum ist dieses Fragen derzeit so in aller Munde? Denn selbst wenn die Antwort des Kindes „Nein“ lautet wird das so nicht akzeptiert und kann ganz oft auch nicht akzeptiert werden. Wenn es kalt draußen ist, wird das Kind die Jacke anziehen müssen, auch wenn die Antwort auf die Frage „Nein“ lautet.

Kleine Kinder nehmen ihre Eltern als wahre Superhelden wahr. Im Optimalfall haben sie das Gefühl, Mama und Papa wissen auf alles eine Lösung, wissen was zu tun ist und beschützen sie wie ein Löwe ihr Junges. Dann können Kinder all die Verantwortung abgeben und sich entwickeln, ihre Flügeln ausbreiten und wachsen.

Ich beobachte, dass derzeit viele Kinder ständig gefragt werden und müssen somit auch permanent Entscheidungen treffen. Das ist für das Kleinkind wahnsinnig anstrengend und es untergräbt jegliche Autorität der Eltern. Denn was beim Kind hängen bleibt ist, dass sich Mama und Papa wohl auch nicht sicher sind, ob es das machen soll.

Wenn Mama fragt: „Willst Du Dich da hinsetzen?“ Ist es logisch und nachvollziehbar, dass das Kind „Nein“ sagt, denn wenn bei einer neuen Sitzgelegenheit nicht mal Mama weiß, ob man sich da hinsetzen soll, dann ist es sicher besser, „Nein“ zu sagen.

Die ganz große Verwirrung tritt dann ein, wenn das Kind ganz klar „Nein“ gesagt hat und die Mama dann liebevoll versucht, es zu einem „JA“ zu bewegen. Das sieht dann meist so aus:

„Aber schau mal, der Sessel ist ganz weich! Und der Teddy sitzt auch da. Das ist ganz gemütlich. Willst Du Dich wirklich nicht hinsetzen?“

Zumeist bleibt das Kind dann bei seinem „Nein“ – vor allem in der Phase zwischen dem 2. Und 3. Geburtstag, da in der klassischen Trotzphase jede Frage schon aus Prinzip mit „Nein“ beantwortet wird.

Mir bricht dann oft das Herz, dass das Kind und sein „Nein“ nicht akzeptiert wird. Es löst in dem Kleinen sehr oft totales Unverständnis aus. Ich habe doch klar gesagt, was ich will und jetzt muss ich es trotzdem machen. Das kann es nicht verstehen.

Manchmal lassen mir Eltern aber auch freie Hand im Umgang mit dem Kleinen und dann funktioniert es wunderbar. Am meisten Erfolg habe ich damit, Kinder auf etwas neugierig zu machen.

Möchte ich also, dass der kleine Junge sich auf den Sessel setzt, dann animiere ich ihn liebevoll dazu. Ich zeige ihm den Sessel, wir setzen gemeinsam ein Kuscheltier darauf und wenn er Vertrauen zu dieser Situation gefasst hat, dann frag ich ihn NICHT, ob er sich hinsetzen WILL, sondern gebe ihm eine klare Anweisung: „Setz Dich mal drauf!“

Und es funktioniert! Warum? Weil er sich sicher sein kann, dass es richtig ist und gut so ist.

Das signalisiere ich ihm mit Mimik, Tonlage und den Worten, die ich spreche. Und er kann sich auf mich verlassen.

Das Kind kann Kind sein und muss keine Entscheidung treffen. Der kleine Junge kann einfach weiterspielen. Mit dem Teddy und kann den Sessel und alles drumherum entdecken. Das macht ihm Spaß und diese Momente wiederum fange ich mit meiner Kamera ein.

Viele Mamas sind dann total begeistert, dass der Kleine so brav mitmacht.

Anderenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, dass wenn das Kind schon 2-3 Mal „Nein“ gesagt hat und das „Nein“ nicht akzeptiert wurde, es schnell und zuverlässig sehr unleidlich wird. Was mich in keinster Weise wundert. Denn auch wir Erwachsenen würden uns in so einer Situation unverstanden fühlen.

Ich weiß, dass Eltern so agieren, weil sie ihrem Kind auf Augenhöhe begegnen wollen. Mit den allerbesten Absichten. Jede einzelne Mama und jeder einzelne Papa, der mich mit seinem Kind im Studio besucht hat, will das Beste für sein Kind und möglichst alles richtig machen. Ich spüre, wie sehr sie ihre Kinder lieben und dass sie auf keinen Fall übertrieben autoritär sein wollen. Viele Generationen vor uns sind aufgewachsen ohne dass man sie respektvoll behandelt hat und die persönliche Meinung bzw. Wünsche spielten keine Rolle. Es ist gut, dass das heute nicht mehr so ist. Sehr, sehr gut!

Aus meiner Erfahrung weiß ich jedoch, dass der Trend des Fragens so nicht funktionieren wird und Kinder klare Regeln brauchen und Eltern, die ihnen sagen, was sie tun sollen.

Und dann gibt es natürlich ganz viele Situationen, in denen das Kind wirklich entscheiden darf:

„Magst Du eine Banane oder ein Quetschi?“

„Möchtest Du das rosa Kleid oder das weiße Kleid anziehen?“

„Möchtest Du auf dem Sessel sitzen oder auf der Bank?“

Überall wo die Antwort akzeptiert und umgesetzt werden kann, finde ich es großartig den Kindern die Entscheidung zu überlassen. Sie haben Freude damit und fühlen sich wertgeschätzt.

Anderenfalls ist es keine Begegnung auf Augenhöhe und nicht hilfreich für das Kind und führt in den meisten Fällen zu Frustration und Unverständnis.

Ich würde mir sehr wünschen, dass Eltern in sich gehen und darauf achten, in welchen Situationen sie Fragen stellen, deren Antwort eigentlich schon im Vorhinein feststeht. Fragen, bei denen das Kind eigentlich gar keine Entscheidung treffen kann.

… und dann:

das Kind einfach nur liebevoll dazu auffordern.

Möchtest Du gerne ein Familienfoto-Shooting machen, bei dem Dein Kind ganz so sein kann, wie es ist. Sich frei entfalten kann und genau diese Momente eingefangen werden!

Ich freue mich auf Deine Nachricht! Klicke hier!

Mutter und Sohn auf Rattansessel