Ruhig bleiben und vertrauen …

Während des Shootings merke ich oft, wie wichtig es den Müttern ist, zu reden. Über ihre Ängste, ihre Sorgen, ihre Gedanken. Die Babys sind ja noch so klein – nur wenige Tage alt, wenn sie mich besuchen. Besonders wichtig ist mir in diesen Gesprächen, den Müttern zu zeigen, wie wichtig es ist, auf das eigenen Gefühl zu hören.

In Zeiten wie diesen mit tausenden Ratgebern in Buchform oder digital gibt es kaum ein Thema zu dem es nicht viele verschiedene Ansätze und Meinungen gibt. Dann kommen noch die Ratschläge von Verwandten und Freunden dazu und schon ist man in diesem Dschungel gefangen und sieht keinen Ausweg. Was man aber vor allem nicht sieht bzw. spürt, ist das eigene Bauchgefühl.

Es gibt niemanden auf der Welt, der besser weiß, was das Baby braucht, als die Eltern. Und das ist vielen Mamas einfach nicht bewusst. Aber das funktioniert auch nur dann, wenn Eltern vertrauen haben, dass diese Fähigkeit in ihnen ruht. Wenn sie ruhig bleiben in jeder Situation und darauf vertrauen, dass sie immer den richtigen Weg erkennen.

Jedes Baby ist völlig einzigartig. Ich habe knapp 300 Babys bisher fotografiert und es ist wirklich so. Jedes Baby ist völlig individuell. Und wie soll das funktionieren, dass ein Ratgeber oder eine Art zu erziehen für alle Babys funktioniert. Das ist unmöglich. Diese Ratschläge können lediglich als Inspiration dienen, die Oberhand muss immer das Bauchgefühl haben: Was braucht mein Baby jetzt gerade?

Im Gespräch merke ich, wie sich die Eltern entspannen, wenn sie hören, dass sie nichts sein müssen. Nicht versagen, wenn das Baby jeden Abend stundenlang weint. Kein schlechtes Gewissen haben müssen, wenn sie sich wünschen endlich wieder in Ruhe duschen gehen zu können oder zu schlafen oder ein paar Momente für sich haben wollen. Ich merke immer wieder, wie hoch der Erwartungsdruck an Eltern von außen, aber auch ganz oft selbst gemacht ist.  Man fiebert 9 Monate diesem Moment entgegen und verschwendet keinen Gedanken daran, dass es nicht perfekt sein könnte. Aber ein Neugeborenes ist wie ein Kometeneinschlag im Leben junger Eltern. Nichts – wirklich gar nichts – ist mehr wie zuvor. Wie Helikopter schwirrt man 24 Stunden um den kleinen Zwerg.

Dabei es wäre manchmal so einfach. Manche Babys brauchen viel Nähe und sind überglücklich, wenn sie Körperkontakt haben. Manche haben Bauchschmerzen und brauchen nur jemanden, der in ihrer Nähe ist, damit sie sich nicht auch noch alleine fühlen müssen. Manche sind kleine Nimmersatt und wollen gefühlt rund um die Uhr trinken oder zumindest saugen. Und es wird nicht funktionieren, wenn man ein Baby mit Bedürfnis nach Körperkontakt alleine in seine Wiege legt. Es nützt aber auch nicht alles zu versuchen, nur damit das Baby endlich zu weinen aufhört. Manchmal nützt es einfach nur, die Situation anzunehmen. Es zu halten, zu lieben und zu vertrauen, dass es bald besser wird.

Das ist meine Beobachtung bei all den kleinen Neugeborenen, die mich besuchen. Sie müssen spüren, dass da Jemand da ist, der weiß, was zu tun ist. Jemand der Gelassenheit ausstrahlt. Beim Shooting bleibe ich immer in meiner Mitte, nehme alles an, was vom Baby kommt, auch Weinen und Schreien. Lasse mich davon nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Ich halte sie am Arm und warte bis sie sich beruhigt haben und sie wieder friedlich schlafen oder eben wach bleiben und mir signalisieren, dass das Shooting weiter gehen kann.